Saturday, January 27, 2007

iFetisch

oder: böse kapitalisten oder das scheiden der geister:

Die Süddeutsche, Zentralorgan der kommunitaristischen Kapitalismuskritik, die geplanten deutschen Kapitalismus (mit allen Nebenwidersprüchen) ganz cool findet veröffentlicht eine Buchstabenreihe (mit Modulation!) von Christian Kortmann. Der Text ist, nun ja, freundlich gesagt nicht unser Style. Einen der Kommentare finden wir aber erstaunlich (müsst ihr suchen, da es keinen permalink gibt - und einen Eintrag davor erfahren wir, dass der SZ-Leser distinguiert ist, oder sein soll):

* 27.01.2007 13:06:59

Raster79 Erstaunlich

Es ist schon erstaunlich wie sich hier alle auf Apple eingeschossen haben... Vielleicht sollte man bedenken, dass Apple im Falle dieses Artikels nur als BEISPIEL gewählt worden ist!! Aber das würde bedeuten den Artikel genau zu lesen, was wohl nicht allzu viele tun! Und bevor die Schelte der Apple-Jünger auf mich hernieder geht, gestehe ich, dass auch ich einen I-POD besitze und auch gerne ein IBOOK hätte (für meine Diplomarbeit...). Und genau dass ist es was anzuprangern wäre. Das Apple es durch schlaues Marketing schafft, selbst reflektierten und kritischen Menschen einzureden, ohne dieses Gerät könnten sie nicht mehr existieren. Und nochmals: Nichts gegen die Technik, aber gegen den Technikfetischismus!! Jedweder Computer, Handy, Auto, Spülmaschine, Fernseher, etc. sollte als MITTEL ZUM ZWECK betrachtet werden und nicht andersherum! P.S.: Apropos Fetischismus: In Südamerika wurde vor nicht allzu langer Zeit ein Jugendlicher umgebracht; nur wegen seines I-PODS! überdrehter Kapitalismus???* (Hervorhebung von uns)

Dieser reflektierte und kritische Mensch wird also von den ominösen Marketingstrategen (im Zweifelsfall: Juden!!) dazu getrieben, hemmungslos zu konsumieren, obwohl reflektierter und kritischer Humanoid auch auf einer Schreibmaschine seine Diplomarbeit verfassen könnte, oder mit Pfaufeder (ist die elitäre Pfaufeder eigentlich schon Ware?) und Tinte. (Dreh Dich im Grabe, oller Marx :)

Was an dieser Stelle zu kritisieren ist, ist nicht Apple, sondern eine Wirtschaftsweise die mittels Preismechanismen Exklusion bzw. Inklusion schafft. Aber nein, Schuld ist natürlich das böse Marketing von Apple, nicht etwa das die Produkte subjektiv tatsächlich mehr Wert sind als ein Großteil konkurrierender Äquivalente. Ein gewisser, durch Marketing verstärkter *Kultfaktor* oder Hype mag eine Rolle spielen, es sollte aber klar sein, dass ein Schrottprodukt niemals solchen Status erreichen kann (auch wenn einige Produktmanager daran glauben und sowas kurzfristig funktionieren kann :). Wäre ein iPod z.B. nicht wirklich relativ besser als andere MP3-Player gäbe es diesen Hype nicht, wäre Nintendos Wii nicht wirklich cool, würde sich keine Sau dafür interessieren. Aber is klar, ne, das Bedürfnis standortungebunden Musik (auch so ne böse Ware und letztlich die Aneinanderreihung von modulierten Tönen) zu hören oder auf ner Playstation zu zocken entspringt ausschliesslich der durchkapitalisierten Gesellschaftsform, im Steinzeitkommunismus, wo das Individuum in der sozialen Gemeinschaft aufgeht braucht es son Gedöns nicht. (Ich hätte für die Vertreter solcher Strömungen noch nen T-Shirt-Spruch: Back to Lehmhütte! - Kartoffelacker rules!)

Und in einer kapitalistischen, über Geld vermittelten Tauschwirtschaft sind auch Studien, die den materiellen Wert eines Produktes (ohne externe Kosten, und die Softwareentwickler müssen ja auch geldvermittelt fressen) beziffern obsolet, bzw. albern, und klar, Apple ist eine systemkonforme Kapitalgesellschaft.

Auch wir Ökos wollen einen grünen Apfel, wenn auch gemessen an Marktanteil und möglicher Nutzungsdauer der prozentuale Anteil der Produkte am Geschäft mit Müll marginal sein dürfte.

Bleibt die Frage: Geht es auch anders? Apple wird vergesellschaftet und produziert so viele Geräte wie kostenlos (lassen wir mal Kosten für Umweltvernutzung aussen vor) nachgefragt werden. Denkbar, dass das funktioniert. Spinnt man den Gedanken etwas weiter stösst man auf Studien die postulieren, um der gesamten Welt bei den derzeitigen Produktivkräften den Lebensstandard der Industrienationen zu verschaffen bräuchte es die natürlichen Ressourcen von mehreren Erden (vielleicht kann man das relativieren, da ein Grossteil der Ressourcen für Heizkosten aufgewendet wird).

Wer mehr über Umweltvernutzung wissen möchte sollte als Einstieg Jared Diamond lesen, der btw indirekt für eine aktive Bevölkerungspolitik eintritt. (Wir vertreten ja die These, dass die Dinosaurier nicht wegen sonem blöden Meteoriten ausgestorben sind, sondern weil sie einfach für ihre Größe zu viele waren(was die Reproduktionskraft von Planet Earth etwas überfordert hat), aber hey, Insekten sind auch cool...)


np: architect - The Analysis of Noise Trading

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