Sunday, October 19, 2008

fragmente pt1

oder: Karl Napp wird auch immer komischer:

fragmente pt.1:

Das heiße Wasser der Dusche strömte über ihren Körper. Sie heulte unaufhörlich, schrubbte ihren nackten Körper, ohne das er sauberer wurde. Sie schrubbte und schrubbte, dann sank sie zusammen, hockte unter der noch laufenden Dusche und heulte, eine Hand stützte ihren Kopf, die andere weit von sich gestreckt. Sie starrte auf die Adern ihres ausgestreckten Armes. Ihr langes dunkles Haar hing in nassen Strähnen von ihr herunter - abschneiden, ich muss es abschneiden, dachte sie, muss mich häuten.

Er hatte sie benutzt, gegen ihren Willen. Benutzt, wie einen leblosen Gegenstand, der sich dennoch wehrte. Zuerst hatte sie sich gewehrt, das schien ihn erst recht zu ermutigen, geil zu machen. Dann gab sie auf, wurde zu einem leblosen Gegenstand, den er benutzte. Er lies sie einfach liegen, sie konnte nicht sagen, ob er in ihr gekommen war, oder auf ihr, oder einfach das Interesse verloren hatte. Er war aufgestanden und während er seine Hose hochzog trat er sie verächtlich. Dann ging er, lies den leblosen Gegenstand einfach liegen in dieser dunklen Nacht mitten in einer Großstadt.

Wie lange sie dort regungslos lag, konnte sie nicht sagen. Irgendwann fing sie an zu weinen, leise erst, bis sie schließlich heuelte. Die Tränen verschmierten ihr das Gesicht, die Schminke lief ihr über die Wangen. Sie war nicht laut, aus einigem Abstand sicher nicht zu hören, sie schluchzte vor sich hin, war allein, ganz allein, wollte nicht entdeckt werden.

Sie stand auf, das heißt, sie versuchte es, stolperte. Und mehr im stolpern als im gehen fand sie den Weg zu ihrer Wohnung. Die Wohnung war nicht weit entfernt, sie brauchte lange für den Weg, stützte sich an der endlosen Häuserwand ab, krabbelte an der Häuserwand entlang nach Hause, ihrem Zuhause, das sie eigentlich nicht sehr mochte. Niemand da, der ihr helfen konnte, selbst wenn er es gewollt hätte.

Das Wasser prallte von ihrem Körper ab als wenn es sich weigerte, sie zu berühren. Sie hörte weißes Rauschen, das langsam in das ihr vertraute Geräusch von prasselndem Regen auf eine metallene Oberfläche überging. Sie klang wie die alte Regentonne die umgekippt war. Rostig, dreckig. Sie würde nie wieder rein sein, ein neuer Anstrich mit dicker Farbe womöglich, die Narben des Rostes würden bleiben. Versteckt zwar, niemand würde sie sehen können, aber sie waren für immer da.

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Im Weggehen trat er sie noch einmal. Diese blöde Votze. Wenigstens hatte er abgespritzt. Ins Gesicht hat er es wieder nicht geschafft, zu heftig kommt es ihm jedesmal. Nicht mal das kriegst du hin, dachte er. Hastig eilte er aus dem Park, selbst schuld, wenn sie Nachts hier langkraxeln. Wenn sie es nicht auch wollten, würden sie doch ein Taxi nehmen. Oder auch nicht. Man kann ja nicht davon ausgehen, dass normale Leute so drauf sind wie er. Er war ein schlechter Mensch. Unrein. Er fühlte sich schuldig, schmutzig. Aber dieser kurze Moment, der schon wieder vergangen war, dieser kurze Moment, in dem er sich lebendig fühlte, wo er die Macht, dieses etwas gegen den Willen eines Anderen durchzusetzen, wirkliche Macht, keine bezahlte, hatte, dieser Moment war sein Antrieb, sein Motiv. Jetzt tat sie ihm leid. Sie konnte ja nichts dafür, dass er krank war. Sie hat halt Pech gehabt. Immerhin hab ich sie nicht bei lebendigem Leib zerstückelt und ihr Gehirn gefressen. Sie sollte dankbar sein.


ps: an den Metaphern kann er noch arbeiten...

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