Wednesday, October 03, 2007

neue logik des kapitals

oder: volkswirtschaftslehre für dummies part 2:

Im Moment befindet sich die Welt in einer neuen Phase der Kommodifizierung des Kapitalismus.

Die Idee dahinter ist simpel. Sie folgt einerseits der kapitalistischen Logik, bricht andererseits mit der ihr innewohnenden Eigentumslogik.

In der sog. Wissensgesellschaft geht es darum, sich die "nichtlebendige Arbeit", die in Produkten steckt (durch die "lebendige Arbeit" in einer maschinellen Produktionsweise erst möglich wird) bezahlen zu lassen. Das geht auf zweierlei Weise. Entweder, man setzt den in Geld ausgedrückten Tauschwert so hoch an, wie man meint, dass die "Rente" aus der Produktnutzung damit abgegolten ist (zusätzlich kann man noch Sollbruchstellen integrieren, die die Nutzungszeit des Produktes künstlich verkürzen) oder man verlangt die Herstellungskosten plus einer nutzungsabhängigen Lizenz.

So kann z.B. Apple sagen, wir lieben Software, die Rendite stammt zum allergrößten Teil aus dem Verkauf von Hardware (weswegen die Systemvorrausetzungen für neue Software oft unnötigerweise steigen und mittels Design "irrationale" Kaufanreize erzeugt werden).

Da Software (wie Musik, das geschriebene Wort u.ä.) Eigenschaften öffentlicher Güter (u.a. nichtrivalisierender Konsum) besitzt, ist sie kein sog. knappes Gut, das wirtschaftlich verteilt werden müsste. (Das es das für die Urheber sein muss, liegt an der herrschenden Wirtschaftsweise.)

Die kapitalistische Eigentumsideologie passt nun nicht zu einer Kapitalakkummulation mit immateriellen Gütern, ist mehr oder weniger überholt. (Darum auch die Versuche, das bürgerliche Recht mittels Änderungen im Urheber- und Patentrecht für diese Art der Kapitalakkummulation radikal anzupassen, gegen das ansozialisierte Verständnis von bürgerlichem Eigentum.)

Nachvollziehbarer wird das gesagte vielleicht am Beispiel Musik. Auch von einer Musikerin bzw. einem Musiker erwartet man, dass sie immer wieder Neues hervorbringt, was im Idealfall "besser", also unterscheidbar und der eigenen Entwicklung der Hörgewohnheiten angepasst ist.

Der Verkauf eines Musikstückes wird dem nicht gerecht. Der Preis z.B. einer CD ist ja nur ein gewichteter Mittelwert (Preisbildung ist eines der wenigen wirklich spannenden Themen der VWL, btw.). Die Eine kaufts und hörts eher selten, der Andere fast täglich. Man könnte das ungerecht nennen, da beide einen unterschiedlichen Gebrauchswert zum selben Tauschwert erworben haben - genau das ist der Unterschied zwischen der herrschenden Eigentumslogik und der "Immaterialgüterwirtschaft".

Wir werden es wahrscheinlich noch erleben, der Kapitalismus wird sich weg vom alten Eigentumsbegiff hin zu einem nutzungsabhängigen individuellen "Gebrauchswerteigentumbegriff" (nun ja...) wandeln. Einfacher: Du zahlst nicht für den Erwerb eines Gegenstands (ob nun materiell oder immateriell) sondern für dessen Nutzung.

Ganz fortschrittlich geben sich da Radiohead.

Das man das Ganze auch anders Koordinieren könnte wisst ihr ja...


np: björk - declare independence

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