never let me go
oder: capitalism sucks, really
Wir sind ja immer dankbar für wertvolle Lektüretip(p)s, gerade für von Müll überschwemmte Science Fiction. Da sich gänige, marktorientierte Rezensionsorgane an VÖ-Termine und Marketingstrategien der Verlage halten (müssen) ist ein subjektiver Artikel, wie der hier von Marcus Hammerschmitt auf telepolis über seine Lesevorlieben sehr willkommen.
Über Ishiguros *Never Let Me Go* schreibt er z.B.: *Wie kommt es, fragt man sich, dass die Schüler von Hailsham (eines Internats, wo die Klone für Organspenden aufwachsen - d.V.) nicht rebellieren, dass sie nicht einen Gedanken an Flucht verschwenden? Sicher, sie träumen von einer Zeit außerhalb der Kliniken und Rehabilitationszentren, in denen sie den Rest ihres Lebens verbringen werden. Die Insassen kultivieren sogar den Mythos, dass sie unter bestimmten Bedingungen einen Aufschub für den Beginn des Spendenzyklus erwirken können. Aber, nie, nicht ein einziges Mal, wehrt sich einer von ihnen. Ishiguros große Kunst besteht darin, diese Lähmung vollkommen logisch erscheinen zu lassen. Das Überwachungssystem, das dieser Lähmung zugrunde liegen muss, macht er genau dadurch deutlich, dass es nie erwähnt wird. Es gibt keine Gedankenkontrolle in diesem System, keine spezialisierte Polizei, keine Implantate, keine elektrisch geladenen Stacheldrahtzäune, es gibt nur Gehorsam (Anpassung an das Verwertungssystem - d.V.), und das ist das Schrecklichste überhaupt.
Ohne je in den Ton der Anklage zu verfallen, stellt Ishiguros Roman eine einzige Frage: Wie kaputt muss eine Gesellschaft sein, in dem ein solches Buch überhaupt möglich ist? "England, late 1990s" - dieser banale Eintrag geht dem Text als Vorbemerkung voraus, und der Text macht ihn zu einem vernichtenden Urteil über unsere Gegenwart.* (Hervorhebung von mir, die aufgeworfene Frage stell ich mir btw auch bei vielen japanischen Filmen immer.)
Blöd nur, dass anscheinend viele Leser das Buch nur als Kritik am Klonen verstehen, und nicht auf die Idee kommen, dass hier der geklonte Produktionsmittellose dargestellt wird.
np: Star Treck - The Movie
Wir sind ja immer dankbar für wertvolle Lektüretip(p)s, gerade für von Müll überschwemmte Science Fiction. Da sich gänige, marktorientierte Rezensionsorgane an VÖ-Termine und Marketingstrategien der Verlage halten (müssen) ist ein subjektiver Artikel, wie der hier von Marcus Hammerschmitt auf telepolis über seine Lesevorlieben sehr willkommen.
Über Ishiguros *Never Let Me Go* schreibt er z.B.: *Wie kommt es, fragt man sich, dass die Schüler von Hailsham (eines Internats, wo die Klone für Organspenden aufwachsen - d.V.) nicht rebellieren, dass sie nicht einen Gedanken an Flucht verschwenden? Sicher, sie träumen von einer Zeit außerhalb der Kliniken und Rehabilitationszentren, in denen sie den Rest ihres Lebens verbringen werden. Die Insassen kultivieren sogar den Mythos, dass sie unter bestimmten Bedingungen einen Aufschub für den Beginn des Spendenzyklus erwirken können. Aber, nie, nicht ein einziges Mal, wehrt sich einer von ihnen. Ishiguros große Kunst besteht darin, diese Lähmung vollkommen logisch erscheinen zu lassen. Das Überwachungssystem, das dieser Lähmung zugrunde liegen muss, macht er genau dadurch deutlich, dass es nie erwähnt wird. Es gibt keine Gedankenkontrolle in diesem System, keine spezialisierte Polizei, keine Implantate, keine elektrisch geladenen Stacheldrahtzäune, es gibt nur Gehorsam (Anpassung an das Verwertungssystem - d.V.), und das ist das Schrecklichste überhaupt.
Ohne je in den Ton der Anklage zu verfallen, stellt Ishiguros Roman eine einzige Frage: Wie kaputt muss eine Gesellschaft sein, in dem ein solches Buch überhaupt möglich ist? "England, late 1990s" - dieser banale Eintrag geht dem Text als Vorbemerkung voraus, und der Text macht ihn zu einem vernichtenden Urteil über unsere Gegenwart.* (Hervorhebung von mir, die aufgeworfene Frage stell ich mir btw auch bei vielen japanischen Filmen immer.)
Blöd nur, dass anscheinend viele Leser das Buch nur als Kritik am Klonen verstehen, und nicht auf die Idee kommen, dass hier der geklonte Produktionsmittellose dargestellt wird.
np: Star Treck - The Movie
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