Sunday, November 05, 2006

ich will kuchen!

Sofia Coppolas *Marie Antoinette* wäre an mir glatt in der Kategorie absolut uninteressant vorbeigegangen, nach der Lektüre von R. Suchslands Besprechung hab ich den Film mal auf meine to-watch-Liste gesetzt.



Warum? *Marie Antoinette suchte das Glück. Und indem sie der Film auf ihrer Suche begleitet, wird er zum Gegenentwurf zu unserer Zeit, jedenfalls zu dem derzeit herrschenden neopuritanischen Arbeitsethos und Bescheidenheitsfundamentalismus. "Marie Antoinette" ist ein Lob des Müßiggang, der Unordnung, des Langschlafens, des Herumliegenlassens - eine Verteidigung des Hedonismus, die sich in unsere Gegenwart leicht übertragen läßt: Ein Loblied auf die Gelassenheit und das "Unverkrampfte" (Roman Herzog), auf Skepsis, auf eine unaufgeregte libertäre Grundhaltung, die den Geist liberaler Toleranz, des Lebens und Leben-Lassens atmet, der unbedingten Freiheit:

"I'm young and I love to be young
I'm free and I love to be free
To live my life the way I want,
To say and do whatever I please.
Lesley Gore, "You Don't Own Me"

Denn was bedeutet Glück? Konsum, unter anderem. Ungehemmt. Und Lustbefriedigung. Selbstverständlich. Konsum ist auch ein Ausweg aus Unfreiheit. Und Marie Antoinette, das ist einer der zentralen Punkte dieses Films, war ihr Leben lang unfrei: Als Tochter, als Pinzessin und Königin. So wird "Marie Antoinette" zu einer gnadenlosen Feier des Hedonismus, zur Feier einer anderen, womöglich viel utopischeren Gleichheit als der der Revolution. Einer Gleichheit, die bedeutet, dass alle Kuchen essen. Und Kaviar. Und Rolls Royce fahren. Und Pelz tragen. Einem Gegenmodell zur Priesterherrschaft der Sozialpartnerschafts-Ästheten.* (R. Suchsland)

Auch ist der Film *nicht sehr plotig* - nun, mein Leben ist auch nicht sehr plotig...

(Witzige Randglosse: der Herr Suchsland musste sich für seinen Artikel auch noch rechtfertigen)

Dann hat der Film noch einige schöne Verrisse kassiert, u.a. als Film des Monats in der November-Konkret (einen alberneren Film hat M. Hermes lange nicht gesehen).

Auch to watch ist natürlich *Borat* - Pflichtprogramm für jeden Sacha Baron Cohen-Fan.


np: *Less than Zero* - eine sehenswerte Ellis-Verfilmung, auf die ich durch Zufall in der Videothek meines Vertrauens stiess

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