Thursday, May 01, 2008

G kleiner G Strich

oder: wie jetzt, systemfrage?:

Harald Schumann im telepolis-Interview:

"Abkoppelung vom Profitdenken? Wenn sie damit meinen, wir sollten den Kapitalismus hinter uns lassen, dann muss ich passen. Es wäre ja schön, wenn jemand ein gutes Konzept für ein Wirtschaftssystem hätte, das ohne den Zwang zur Rendite auskommt. Aber ich sehe bisher ein solches Konzept nicht. Darum setze ich darauf, und das halte ich grundsätzlich für machbar, dass man den Kapitalismus durch vernünftige staatliche Eingriffe auf nationaler und internationaler Ebene so bändigt, dass er halbwegs krisenfest ist."

Da auch das Problem, dass sog. keimformen von cleveren Kapitalisten (solls auch geben, diese schöpferischen Zerstörer, Sorrow und Murdoch haben halt noch klassischen Liberalismus studiert) verwertungstechnisch absorbiert werden, erkannt ist, wissen wir irgendwie auch nicht weiter (aber wir arbeiten dran).

Im zweiten Teil des insgesamt lesenswerten Interviews wird Regulierungsfreak Schumann etwas deutlicher. Wenn gemeiner Kapitalist nun nicht so langfristig motiviert ist wie Moralphilosoph Adam Smith unterstellt hat (oder eben aus dem Gefangenendilemma wider besseren Wissens nicht einfach aussteigen kann) muss eben die Ordnungsmacht her, damit der Kapitalismus nicht aufgegeben werden muss (immerhin die beste aller denkbaren Wirtschaftsweisen :):

"Also fordern sie von der Politik, zu harten Instrumenten zu greifen, damit das Ganze kalkulierbar bleibt. Denn das schlimmste für einen Unternehmer ist, wenn er nicht mehr kalkulieren kann, wenn er nicht weiß, ob die Investitionen, die er jetzt tätigen will und die sich vielleicht in fünf oder sieben Jahren amortisieren, ob die Voraussetzungen dafür überhaupt noch gelten, weil vielleicht die nötige Klimaschutzpolitik sein Produkt unverkäuflich macht. Dann lieber jetzt klare Regeln, die aber für zehn Jahre im Voraus gelten."

Wir dagegen sind ja so libertär, dass wir sogar gegen die gängige (nahezu unhinterfragte) Praxis der Sozialisierung der Kosten sind, solange es Privatisierung der Gewinne gibt...

editors note: Das müsste man vielleicht mal besser ausformulieren (mit Bezug auf die Tragik der Allmende), aber Leser dieses Blogs sind ja einiges gewöhnt.


np: brit - Break the Ice

2 Comments:

Blogger Benni Bärmann said...

Du meinst also mit Keimformen kann das nix werden, weil der Kaptalismus sie immer wieder mit rein holt? Möglich, aber nicht sicher. Ich denke halt es ist die einzige Hoffnung, die wir haben.

6:05 pm  
Blogger empty rooms said...

ch habe nichts dagegen mich zu irren.

Linux z.B. nimmt doch die (meiner Meinung nach) erst entstehende sog. Dienstleitungsgesellschaft (lassen wir mal prekäre Dstl. aussen vor) voraus (Keimform oder "Basisinnovation"?). Das "materielle" (also die Nutzungsvoraussetzung) wird kostenfrei bereitgestellt, die Nutzung/Dienstbarmachung wird in Rechnung gestellt. (Apple tendiert ja schon in diese Richtung - ich höre schon Steve Jobs auf der keynote 2015: "Now - we retail the iPhone for free for everyone.")

Ich wette, Murdoch weiß selbst nicht so recht, wie er mit MySpace jenseits klassischer Werbung Kohle machen soll, hat das Potential erkannt und seine Leute werkeln bestimmt an was effektiverem, was eher in Richtung Subkultur-Marketing (Mund-zu-Mund-Propaganda, Distinktionsgewinn) geht.

Leider hatte ich noch keine Zeit euer Buch über Peer-Economy zu lesen, will das aber bald nachholen.

Interessant find ich auch diesen "Ur-Libertärismus", der sagt, alles kein Problem, soll halt nur jeder bei null anfangen.(ok, das ist im Kern naiv gedacht und ein anderes Thema)

7:48 pm  

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