Friday, November 11, 2011

Euroschuldenkrise 2011

oder: lesen, was andere nicht wissen wollen

Die Ratingagentur Standard & Poor´s hat angeblich irrtümlich Frankreichs Kreditwürdigkeit abgewertet.

Die, die sich damit auskennen werden barsch kritisiert von der sogenannten Politik. Ein Skandal, dem Volke Angst zu machen, wurde doch jüngst erst die wundersame Kraft des "Hebels" medienwirksam gepriesen, und Staatsanleihen sind ja gemeinhin sicherer als Omas Sparstrumpf in der Couch. (So ein Hebel ist übrigens etwas, was in den USA die Immobilienkrise erst hervorbrachte. Das wissen Politiker mit etwas ökonomischem Sachverstand auch, behaupte ich mal, man darf es nur nicht sagen….)

"Was war passiert? Standard & Poor's hatte am Donnerstag eine Mitteilung verschickt, laut der Frankreichs Top-Bonität herabgestuft werde. Erst zwei Stunden später nahmen die Experten die Information zurück und sprachen von einem bedauerlichen Irrtum.

Doch die Kehrtwende kam zu spät, denn angesichts der schwierigen Lage der Euro-Zone hätte der Fehler zu keinem unpassenderen Zeitpunkt kommen können: Sollte Frankreich sein "AAA" tatsächlich verlieren, dürften dem Staat deutlich höhere Kosten für seinen Schuldendienst drohen - vor allem aber wäre die Euro-Rettung als Ganze in Gefahr, da Paris nach Deutschland die größte Last trägt. Prompt sorgte die Panne an den nervöse Finanzmärkten für Aufruhr: Französische Staatsanleihen wurden mit deutlich erhöhten Risikoaufschlägen gehandelt. Am Freitag sanken diese nur langsam.
" (spon 11.11.2011)

Da Italiens Staatsanleihen seit einiger Zeit sehr hohe Zinsen versprechen, was ein hohes Ausfallrisiko bedeutet, Berlusconis Rücktritt offenbar nicht unbedingt mehr Vertrauen in den italienischen Schuldendienst geschaffen hat, liegen nun neben den läppischen 300 Milliarden der Griechen 1,7 Billionen der Italiener im Pott.

in der konkret 11/2011 S. 12 (erschienen als print 28.10.2011) schreibt einer der wenigen echten Ökonomen dieses Landes Stefan Frank:

"Die Verluste, die infolge einer Kettenreaktion entstehen können, lassen sich gar nicht kalkulieren. Die exzessive Verschuldung vieler europäischer Staaten führen zu Risiken, die weit über die direkten Folgen des Bankrotts eines Staates der Eurozone hinausgingen, heißt es im halbjährlich erscheinenden Stabilitätsbericht des Internationalen Währungsfonds (IWF), der im September veröffentlicht wurde. Die Banken hätten nicht nur den Wertverlust der entsprechenden Anleihen zu tragen; auch andere Staats- und Unternehmensanleihen litten. Das Risiko des Handels mit anderen Banken nehme zu. Staatsanleihen und staatliche Bürgschaften verlören an Wert, zusätzliche Sicherheitsleistungen würden verlangt, was an der Liquidität zehre. Noch dramatischer würde die Lage, wenn sich die in Europa stark engagierten US-Geldmarktfonds zurückzögen.

Bei dem Versuch, sich gegenseitig aus dem Sumpf zu ziehen, sind der Staat und die Banken immer tiefer versunken. Fast die Hälfte der von Regierungen der Eurozone ausgegebenen Schulden von insgesamt 6,5 Billionen Euro habe ein erhöhtes Kreditrisiko, so der IWF. Aus gutem Grund erscheinen darum vielen die 440 Milliarden Euro des Rettungsvehikels ESFS (European Financial Stability Facility) als nicht ausreichend. Die Schätzungen darüber, wieviel gebraucht wird, gehen weit auseinander: zwei bis vier Billionen, heißt es. Das ist eine relativ hohe Summe, die auf die Schnelle kaum aufzubringen ist. Würde nämlich ein Land wie Frankreich mit seinem schon jetzt sehr hohen Haushaltsdefizit noch mehr Geld lockermachen müssen, würde es von den Rating-Agenturen herabgestuft und wäre der nächste Problemherd.
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update: einen Tag später auch bei spon nachzulesen.

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